Alexander Shevchenko
Alexander Shevchenko

Was ist eine Parodontitis?

Entzündliche Erkrankung des Zahnbetts

Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnbetts, bei der der Zahnhalteapparat abgebaut wird. Umgangssprachlich wird sie oft fälschlicherweise als "Parodontose" bezeichnet.

Hervorgerufen wird Parodontitis durch besondere Keime und Bakterien, die sich im Zahnbelag (Plaque), in verkalkten Ablagerungen am Zahnfleischrand (Zahnstein) und vorrangig in verkalkten Ablagerungen in der Zahnfleischtasche (Konkremente) befinden. Dort sondern sie Giftstoffe ab, die in der Zahnfleischtasche eine Entzündung verursachen.

 

Anzeichen für Gingivitis und Parodontitis

Gesundes Zahnfleisch erkennt man an seiner blassrosa Farbe. Die Zahnzwischenräume sind vollständig ausgefüllt und bluten bei Berührung nicht. Erste Anzeichen für eine Erkrankung des Zahnfleisches sind meistens Zahnfleischbluten und Mundgeruch, das Zahnfleisch ist gerötet und geschwollen.

In diesem Stadium spricht man noch von einer Gingivitis, die sich unbehandelt allerdings zu einer Parodontitis entwickeln kann: Zahnfleisch und Knochen gehen zurück, es kommt zu verlängerten Zahnhälsen und einer Schädigung des gesamten Zahnhalteapparates; die Zähne lockern sich. Schmerzen bereitet eine Parodontitis in der Regel nur wenig und verläuft häufig langsam und schleichend.

Es gibt allerdings auch einige spezielle Formen dieser Erkrankung, die einen sehr aggressiven Verlauf haben. Um die Parodontitis frühzeitig zu stoppen, ist es wichtig, schon die ersten Anzeichen sehr ernst zu nehmen und vom Zahnarzt behandeln zu lassen.

 

Zahnverlust droht

Die Parodontitis ist eine Gefahr für Zähne und Körper, die auch schwerwiegende Folgen haben kann. Zähne verlieren ihren Halt und können - wenn diese Erkrankung unbehandelt bleibt - ausfallen. Statistische Untersuchungen haben ergeben, dass durch Parodontitis jenseits des 40. Lebensjahres mehr Zähne verloren gehen als durch Karies.

 

Risiko von Allgemeinerkrankungen

Nach neuesten Untersuchungen kann eine Parodontitis auch schwere Allgemeinerkrankungen fördern. Bakterien, die sich in den entzündeten, blutenden Zahnfleischtaschen befinden, können unbemerkt in die Blutbahnen gelangen und Entzündungen auslösen, die schwere Allgemeinerkrankungen begünstigen.

Auch ein Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen wird derzeit wissenschaftlich diskutiert. Verlaufsstudien haben ergeben, dass Parodontitis-Patienten ein bis zu 1,7-fach höheres Risiko für eine Verengung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, KHK) hatten.

Risikofaktoren

Schlechte Einflüsse auf die Mundflora

Unzureichende Mundhygiene führt zum Entstehen einer Gingivitis. Wird diese nicht behandelt, kann sich daraus eine Parodontitis entwickeln.
Was viele Patienten jedoch nicht wissen: Auch Stress, Rauchen, Vitaminmangel und bestimmte Allgemeinerkrankungen wie Zuckerkrankheit (Diabetes) können sich negativ auf den Zustand des Zahnhalteapparates auswirken!

 

Systematische Parodontalbehandlung

Individuelles Behandlungsprogramm bei Zahnfleischerkrankungen

Eine Parodontalbehandlung ist keine Standard-Therapie, sondern immer ein individuell ausgerichteter Behandlungsplan in mehreren Stufen - abhängig vom Schweregrad der Parodontitis und anderen Faktoren.

Die Parodontalbehandlung ist notwendig, um das Risiko eines Zahnverlustes zu minimieren und damit die eigenen Zähne zu erhalten oder bei sehr problematischen Fällen wenigstens die Lebensdauer zu verlängern.

 

Intensive Vorbehandlung

Bei Verdacht auf Vorliegen einer Parodontitis wird eine so genannte Vorbehandlung durchgeführt. Sie besteht in der Entfernung des Zahnsteines, der weichen Beläge und sonstiger Reizfaktoren sowie in der Anleitung des Patienten zu richtiger Mundhygiene.

Zwei bis drei Wochen nach Abschluss der Vorbehandlung muss der Zahnarzt entscheiden,

  • 1. ob die Mitarbeit des Patienten ausreichend und ein Erfolg zu erwarten ist,
  • 2. ob die Entzündung am Zahnbett auf die ersten, lokalen Maßnahmen angesprochen hat,
  • 3. ob nach dem Rückgang der entzündeten Schwellung des Zahnfleisches (Pseudotaschen) noch Zahnfleischtaschen (über 2 mm) bestehen.
  •  

Komplexe Therapie mit vielen Einzelmaßnahmen

Stellt sich nach der Vorbehandlung heraus, dass der Patient eine behandlungsbedürftige Parodontitis hat, fertigt der Zahnarzt Röntgenaufnahmen aller Zähne an und erstellt einen individuellen Behandlungsplan. Diesen Behandlungsplan mit dem Befund des Patienten reicht er bei der Krankenkasse ein.

Nach der Bewilligung startet schließlich die Hauptbehandlung in mehreren Etappen. Hier werden die Ablagerungen in den Zahnfleischtaschen auf der Wurzeloberfläche der Zähne (Konkremente) und entzündliches Gewebe aus den Zahnfleischtaschen entfernt. Anschließend werden die Wurzeloberflächen geglättet und das Zahnfleisch eventuell remodelliert, um optimale Voraussetzungen für eine Ausheilung zu schaffen und weiteren Parodontitis- Erkrankungen vorzubeugen.

 

Wichtig: Nachuntersuchungen und Nachbehandlungen

Regelmäßige Nachuntersuchungen des Patienten nach Abschluss der Behandlung sind wegen der Neigung zu Zahnfleischentzündungen grundsätzlich nötig. Die Nachuntersuchung dient auch dazu, die Mitarbeit des Patienten zu kontrollieren und ihn weiter zu motivieren.

Gleichzeitig gibt sie dem Zahnarzt die Gelegenheit, lokale Maßnahmen (beispielsweise Entfernung der harten und weichen Beläge) an einzelnen Zahnhalteapparaten zu wiederholen.

 

Voraussetzungen für langfristigen Erfolg

Der Erfolg einer Parodontalbehandlung hängt von mehreren Faktoren ab. Wie schnell und nachhaltig die Therapie anschlägt, liegt an der Schwere der Parodontitis, am Zustand des Zahnbetts, des Kieferknochens und der Zähne sowie an der Anzahl und Art der krankheitsverursachenden Keime und Bakterien. Eine Voraussetzung für den Erfolg jeder systematischen Behandlung ist die Mitarbeit des Patienten. Sie besteht in einer sorgfältigen und korrekten Mundpflege, in der regelmäßigen Zahnputzmassage des Zahnfleisches sowie in einem neuen Ernährungsbewusstsein und Kauverhalten - Faktoren, die für das Anschlagen der Therapie wichtig sind.

Kosten

Kostenregelung für die systematische Parodontalbehandlung

Vor einer Parodontalbehandlung muss ein Antrag bei der zuständigen gesetzlichen Krankenversicherung gestellt werden. Bewilligt wird dieser Antrag dann, wenn der Zahnarzt eine gute Mundhygiene seines Patienten sowie erfolgreich abgeschlossene Vorbehandlungen nachweisen und eine gute Prognose für den weiteren Erfolg der Behandlung geben kann. In diesem Fall übernehmen die Krankenkassen nach ihren generellen Richtlinien die Kosten der eigentlichen Parodontalbehandlung.

Die gesetzliche Krankenversicherung kann die Kosten der Professionellen Zahnreinigung nicht übernehmen, die im Rahmen der Vor- und Nachbehandlung unerlässlich ist.

Ausgenommen sind auch zusätzlich mögliche Spezialtherapien, mit denen der Versuch unternommen werden kann, bei ungünstigen Voraussetzungen und einer unsicheren Prognose noch eine Heilung zu erreichen.

 

Quelle : Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein

 

 

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